Endverbraucher im Grosshandel

METRO öffnet in NRW für alle

Ein Kommentar von DenkverMOEgen

Gastronomen sind die besten Kunden der Metro-Großmärkte. Seit dem 2. November kaufen aber nur noch die dort ein, die Alternativen zu ihrem stationären Gaststättengeschäft entwickelt haben. Das sind nicht viele. Deshalb haben die Metro-Märkte seit dem 3. November ihre Türen auch für Endverbraucher geöffnet. „Sicher einkaufen in der Corona-Pandemie“ titelt die Metro GmbH. Aber was unterscheidet das sichere Einkaufen in den Cash-and Carry-Märkten vom Einkauf im normalen Supermarkt? Zunächst einmal eine größere Auswahl. Wo sonst findet man 50.000 Artikel auf einer einzigen Verkaufsfläche? Günstigere Preise? Da muss man schon genauer hinschauen. Denn diese lassen sich hauptsächlich erzielen, wenn man Großgebinde kauft – zehn Tafeln Schokolade, 90 Eier, 20 Koteletts.

Aber der Andrang und die Neugier der Endverbraucher ist trotzdem groß, schon auf dem Parkplatz. Und im Markt erkennt man sie daran, dass sie zunächst ein wenig orientierungslos durch die Gänge irren – und daran, dass sie die Großgebinde aufreißen, um einzelne Flaschen, Pakete oder Salatköpfe zu entnehmen. Die böse Überraschung folgt dann an der Kasse, wenn sie diese wieder zurücklassen müssen.

Zwar ist in den Großmärkten tatsächlich mehr Platz als in normalen Supermärkten, was das Einkaufen sicherer macht als dort. Aber: Die vielen kleinen, die Gänge verstellenden Einkaufswagen bedeuten für die gewerblichen Einkäufer Stress. Es kostet einfach mehr Zeit, seine Liste abzuarbeiten. Vor allem, wenn ganze Familien vor den Regalen darüber diskutieren, ob Maggi oder Knorr die richtige Wahl ist.

Dabei sieht die Coronaverordnung von Nordrhein-Westfalen doch vor, möglichst allein oder maximal zu zweit einkaufen zu gehen. Liebe Mitbürger! Das gilt auch für die Metro. Liebe Metro! Darauf könntest du deine Neu-Kunden hinweisen.

Und wie immer ist es das Personal, das sich mit dem anderen Käuferverhalten auseinandersetzen muss. Ja, Auseinandersetzen ist das richtige Wort. Denn die Diskussionen um unverkäufliche Teilgebinde sind für die Kassiererinnen eine der neuen Herausforderungen. Eine andere dürfte die höhere Ansteckungsgefahr sein. Mehr Kunden, mehr Personenkontakte, höheres Infektionsrisiko – nicht zuletzt auch für die Gewerbekunden, die sich ihren Einkaufsraum jetzt mit Menschen teilen, die das Einkaufen im Metro-Markt als willkommenes Abenteuer in der ereignisarmen Zeit genießen und nicht als Arbeit.

Am Strand gibt’s keine Einbahnstraßen

So eine Saison! Erst gab es gar keine Touristen und dann plötzlich den Massenansturm. Darunter viele Menschen, die noch nie auf Sylt waren, die Corona sei Undank gezwungenermaßen das geliebte Malle, den Goldstrand oder Antalya gegen einen Urlaub an der Nordsee eintauschen mussten. Aber wenn schon kaltes Meer ohne Sonnen- und Temperaturgarantie, dann wenigstens die bekannteste Insel von allen, die, wo vermeintlich am meisten los ist. Die, von der man am meisten zu wissen glaubt: Sylt also.

Sie machen Anfängerfehler. Sie sind nicht vertraut mit den Gezeiten, der Gewalt des Meeres und dem Küstenschutz sowie anderen “Spielregeln”, die hier herrschen. Kurz, man sieht ihnen an, dass sie zum ersten Mal hier sind.

Das fängt schon in Niebüll bei der Autoverladung an. Roter Zug, blauer Zug – hektischer Spurwechsel. Und wenn das Auto auf dem Zug eingewiesen und zum Stillstand gekommen ist – was macht man dann? Die freundlichen Durchsagen weisen darauf hin, die Scheinwerfer auszuschalten, aber das Lenkradschloss nicht einrasten zu lassen. Das heißt für manche Unwissende: Die Klimaanlage des Fahrzeugs läuft weiter, je höher die Außentemperatur, um so intensiver. Die böse Überraschung bei der Ankunft in Westerland nach 45 Minuten? Die Batterie ist leer. Das Auto lässt sich nicht starten. Alle, die dahinter stehen, freuen sich mit. Es dauert, bis ein “Liegenbleiber”, so nennen es die freundlichen Verlademitarbeiter, vom Zug runter ist. Herzlichen Glückwunsch, Neuling! Das Abenteuer Sylt kann – wenn auch mit Verspätung – beginnen.

Mehr Kunden, weniger Mitarbeiter. Eigentlich ist man es auf der  Insel gewohnt, jeden Tag frische Brötchen zu bekommen. Das sei nicht durchzuhalten, hört man vom größten Bäcker auf Sylt. Mitarbeiterinnen fielen aus, weil sie zu Hause ihre Kinder betreuen mussten, als die Krippen und Horte geschlossen waren. Auch war ein höherer Krankenstand zu beklagen. Aber mindestens ein freier Tag pro Woche steht allen zu. Jetzt bleiben die Bäckereien sonntags geschlossen, und es ist kein Drama. Schließlich ist es jetzt der einzige Tag in der Woche, der auch für die Touristen anders beginnt als in der Warteschlange vor der Bäckerei.

Nun ist in der Sonne zu stehen nicht unbedingt ein Problem. Aber anders, als wenn sich alle in einem Ladenlokal drängen, kommt einem die Warterei länger vor. Vielleicht liegt es nur daran, dass man sich die Zeit nicht damit vertreiben kann, das Angebot zu studieren oder die Frühstücksvorlieben der vor mir ihre Bestellungen aufgebenden Menschen kennenzulernen. Vielleicht dauert es aber tatsächlich länger, weil ich ein ganz bestimmtes Gebäck im Sinn habe und erst, wenn ich vor der Theke stehe, erkennen muss, dass es ausverkauft ist. Was nehme ich alternativ, vor allem für meinen Miturlauber, der draußen wartet. Mal eben zur Tür, und der Dialog beginnt: “Kieler sind aus, was möchtest du alternativ?” “Was haben sie denn sonst?” Was soll man darauf antworten, soll man in den Laden hineinrufen “Was haben Sie denn sonst”? Mit Maske kommt die Frage nicht bei der gleichbleibend freundlichen und geduldigen Verkäuferin an, und ihre Aufzählung nicht bei mir. Schließlich nimmt man irgendwas, damit das Murren der anderen Wartenden endlich verstummt. Schließlich hat man ja Urlaub, und alles ist irgendwie lecker bei diesem Bäcker.

20200920_120057[1]Dass es auf der Insel meistens windig ist, wissen auch Touristen. Deshalb gibt es hier Bügel, mit denen die Flügel von Schwingtüren zusammengehalten werden.  Diese Art des Verschlusses ist aber den meisten Menschen aus anderen Teilen der Welt fremd. Folglich macht sich kaum jemand die Mühe, das Törchen nach dem Eintreten oder beim Verlassen wieder zu schließen. Warum ist das eigentlich so schwer?

Nicht jedes Seehundbaby ist ein Heuler. Alle, die noch gestillt werden, deren Mütter nur gerade auf Fischfang sind, heulen nicht. Aber wenn eines heult, dann gilt: Hände weg und 112 anrufen. Zum Glück wurde in diesem Sommer kein Heuler auf Sylt gefunden. Aber Seehunde kann man vor Sylt beobachten – zum Beispiel bei einer Fahrt zu den Seehundsbänken, manchmal aber auch von der Sylt-Fähre aus. Die wird übrigens bald ausgemustert und nach Griechenland verkauft. Schon im nächsten Jahr soll es gasbetriebene moderne Schiffe geben, die Rømø und List verbinden.

Auch auf Sylt haben Geschäfte und Restaurants Einbahnstraßen eingeführt, um die Besucherströme zu leiten. Wer mehrere Türen hat, lässt die Menschen durch die eine eintreten und durch die andere das Lokal verlassen. Orientieren soll man sich an den Pfeilen auf dem Boden. Das endet zuweilen in einer Art Labyrinth, und wehe, es fehlen schon ein paar dieser Markierungen.

Wer zum Beispiel die Regelungen rund um den Baldeneysee oder auf dem Rheinboulevard in Köln kennt, darf aber am Meer aufatmen. Für den Strandspaziergang  wird keine Richtung vorgegeben, und man darf den Strand an jedem Aufgang betreten und auch wieder verlassen. Für das Zeremoniell des Sonnenuntergang-Schauens auf der Promenade am Westerländer Hauptstrand würde man sich die Einbahnstraße oder zumindest ein Rechtslaufgebot allerdings wünschen.

Konzentrische Kreise im Ackerboden geben Rätsel auf

Es ist nicht Stonehenge, aber ebenfalls sehr alt und ein bisschen geheimnisvoll: Bei Swisttal-Ollheim im Rhein-Sieg-Kreis haben die Archäologinnen und Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Ackerboden drei kreisförmig angelegte Gräben entdeckt. Die genaue Funktion und vor allem die Datierung dieser im Außendurchmesser etwa 65 Meter großen Anlage ist noch unklar. Fest steht aber schon jetzt: Für das Rheinland ist ein solcher Fund einzigartig.

Ollheim ist ein beschaulicher kleiner Ort mit nicht einmal 800 Einwohnern, der Pfarrkirche St. Martinus in der Mitte, einem Sportplatz mit Grillstelle, zwei Karnevalsgesellschaften und dem Angelverein „Karpfenfreunde 1996“. Auf den ersten Blick lässt nichts darauf schließen, dass sich am östlichen Ortsrand, in Sichtweite der letzten Häuser und nur nur ein paar Handbreit unter dem Ackerboden eine kleine archäologische Sensation verbirgt: eine sogenannte Kreisgrabenanlage, wohl aus der Jungsteinzeit. Die Anlage besteht aus drei kreisförmig angelegte Gräben, die konzentrisch um einen zentralen Innenbereich herumlaufen. Der äußere Graben hat einen Durchmesser von rund 65 Metern und erstreckt sich auf beiden Seiten des Vershovener Weges.

Derzeit führt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) eine Ausgrabung an diesem besonderen Fundplatz durch, um nähere Erkenntnisse zu gewinnen

Nur ein paar Handbreit unter dem Ackerboden verbirgt sich eine kleine archäologische Sensation: eine Kreisgrabenanlage, wohl aus der Jungsteinzeit. Foto: LVR

Vergleichbare Grabenkonstruktionen sind aus Sachsen-Anhalt, Bayern und vor allem Österreich bekannt. Diese Anlagen variieren in ihrem Aussehen hinsichtlich der Anzahl von Gräben und der Position der Unterbrechungen in den Grabenverläufen. Oftmals gibt es auch noch zusätzlich Palisaden und Wälle. Allen gemeinsam ist allerdings die Kreisform der Gräben. „Über die Funktion dieser Anlagen wird in der Forschung viel diskutiert. Die Vermutungen reichen von Befestigungsanlagen über Kultplätze bis hin zu astronomischen Observatorien“, erläutert Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-ABR. „Über die Anlage in Ollheim wissen wir aber derzeit noch zu wenig, um sie einordnen zu können.“ Die bisher bekannten Fundplätze mit drei Kreisgräben datieren hauptsächlich in die mittlere Jungsteinzeit. Daher ist es naheliegend, dass auch die Anlage bei Ollheim aus dieser Zeit stammt (im Rheinland zirka 4900 bis 4300 vor Christus). „Sicher können wir uns da aber erst sein, wenn wir aussagekräftige Funde in der Hand halten, die eine Datierung erlauben“, so Claßen.

Bereits 2015 wurde die Kreisgrabenanlage in einem Luftbild entdeckt. Aus Flugzeugen aufgenommene Fotos lassen archäologische Strukturen im Boden anhand von Merkmalen im Bewuchs auf Feldern und Wiesen sichtbar werden. Je nachdem, welche Überreste sich im Boden verbergen, wachsen Pflanzen darauf unterschiedlich gut und geben so indirekt ein Abbild der Strukturen im Boden wieder. Auch die drei kreisförmigen Gräben in Ollheim sind auf diese Weise auf der Oberfläche sichtbar. Aufgrund der Luftbilder wurden vor Ort über die Jahre verschiedene zerstörungsfreie Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem wurde eine geomagnetische Prospektion vorgenommen. Bei dieser Methode können mithilfe des Erdmagnetfelds Bodenstrukturen nachgewiesen werden. Auf diese Weise konnten die Gräben aus dem Luftbild bestätigt werden, ohne in den Boden einzugreifen.

Spurensuche: Winzige Überbleibsel wie dieses Scherbenfragment wollen gefunden werden. Sie können Aufschluss geben über das Alter der Anlage. Foto: MS

Doch um die Funktion der Anlage und ihr Alter zu bestimmen, ist es notwendig, eine Ausgrabung vorzunehmen. „Leider ist die Kreisgrabenanlage nicht mehr vollständig erhalten“, erklärt Dr. Jens Berthold, Leiter der zuständigen Außenstelle Overath des LVR-ABR. „Insbesondere in der Mitte der Anlage stören moderne Überbauungen den Befund.“ Die Expertinnen und Experten des LVR sind dennoch optimistisch, genügend Informationen zum Auswerten nach Abschluss der Ausgrabungen zu gewinnen. Für die Wissenschaftler ist klar, dass der Bau der Anlage aufgrund ihrer Größe eine „Gemeinschaftsaktion mit ziemlichem Aufwand und viel Manpower“ gewesen sei. Aus vergleichbaren Anlagen sei bekannt, dass die Menschen damals über Jahrzehnte aus vielen Kilometern Entfernung zu solchen Anlagen gekommen seien. Da es jungsteinzeitliche Funde im direkten Umfeld der Anlage sowie auch im nahen Odendorf und Miel gebe, könnte dies auch bei der Ollheimer Kreisgrabenanlage so gewesen sein.

Das Alter sicher datieren können die Fachleute, wenn es aussagefähige Funde dazu gibt. Bislang sind nur zwei sehr kleine Keramikscherben ohne Verzierung zu Tage gekommen. Mit wachen Sinnen suchen die Archäologen des LVR auch nach unscheinbaren Fundstücken wie etwa Pflanzenresten, denn auch sie können können bei der Datierung weiterhelfen. Keime oder Dungreste wiederum geben Hinweise, ob dort Tiere gehalten wurden. Die Wissenschaftler des LVR sind jedenfalls sicher, die Entstehungszeit der Anlage recht gut bestimmen zu können. Dafür werden im Labor die Untersuchungen auch dann weitergehen, wenn Ende Juli die freigelegten Grabenteilstücke wieder unter dem Ackerboden verschwunden sein werden. Die steinzeitlichen konzentrischen Kreise bei Ollheim werden also die meisten ihrer Geheimnisse weiterhin für sich behalten. Manche davon wohl für immer.

Drei kreisförmige Gräben haben die Menschen der Steinzeit angelegt. Welche Idee mag sie angetrieben haben? Foto: LVR

Der Garten der Künstlerin

Das Thema stand schon lange fest. Aber nun hat es eine neue Bedeutung bekommen. Die Wertschätzung des Gartens, der Natur an sich, hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie verändert. Deshalb spiegelt “Der Garten der Künstlerin” so der Titel der GEDOK-Jahresausstellung im Stadtmuseum Siegburg den Zeitgeist wider wie nie zuvor.

“Kultur ist Nahrung für die Seele”, sagte die Vorsitzende der GEDOK Bonn, Dr. Clotilde Lafont-König , bei der Ausstellungseröffnung, die aufgrund des eingeschränkten Museumszugangs diesmal ohne öffentliche Vernissage stattfinden musste – aber nicht, ohne die Arbeiten der 20 ausstellenden Künstlerinnen gebührend zu würdigen. Das besorgte wie gewohnt die Kunstexpertin und Journalistin Antje Soléau – aus eigenem Wunsch zum letzten Mal. Sie näherte sich dem Thema “Der Garten der Künstlerin” mit einem Zitat von Hermann Fürst von Pückler-Muskau: „Wenn der Park eine zusammengezogene idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehnte Wohnung.“

Die Künstlerinnen haben sich in ihren Arbeiten der Natur individuell mit ihren unterschiedlichen Arbeitsmaterialien und herangehensweisen genähert – von handgeschöpftem Papier, Fantasien in Textil über Schmuck und Mixed Media bis hin zur Keramik. Da sind beispielsweise die “Diaries of Nature” von Christiane Rücker, vier Bücher, die den Jahreszeiten zugeordnet werden können. Gleichzeitig versinnbildlichen sie den Weg vom Baum zum Werkstoff Papier.

Die Gärten der Textilkünstlerinnen gestalten sich nicht nur durch das andere Material bedingt anders.  So hat Regina Thorne das Cambium einer Palme bestickt und mit einer Olivine verziert. Die von Angela Mainz geklöppelten Kragen aus japanischem Papiergarn lassen den Kopf der Trägerin wie eine Blüte wirken, der über der Realität schwebt.

Sabine Störring, eigentlich Textilkünstlerin, hat sich dem Thema Garten mit Schmuck genähert. So ziert den Fingerring ein winziger goldener Frosch, der sprungbereit an einem aus einer Glasscherbe geformten Teich sitzt.

Die Keramikkünstlerin Naomi Akimoto stammt ursprünglich aus Japan und nahezu selbstverständlich sind ihre Arbeiten stark von der heimatlichen Zen-Kultur beeinflusst. Ihrer Wandinstallation hat sie den Titel „Vermehrung“ gegeben.

Auch für Sabine Puschmann-Diegel ist der Garten der Ort der Inspiration.  Es sind ihre vielen Reisen rund um den Erdball und die Begegnungen mit dem lauten, kontrastreichen Leben auf den Straßen – versinnbildlicht durch Fräulein Schmitz und ihren Freundinnen.

Über den Gärten wacht schließlich der Paradiesengel von Ingeborg Mayr. Sie hat ihm noch einen Spruch von Luciano De Crescenzo mit auf den Weg gegeben: „Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.“ Genau das hätten die Künstlerinnen mit Antje Soléau, der ihr Abschied als Werkeinführerin sichtlich schwer fiel, sicher gerne getan. Aber der “Corona-Abstand” musste natürlich auch im Stadtmuseum Siegburg eingehalten werden.

Die Ausstellung “Der Garten der Künstlerin” ist noch bis zum 26. Juli 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: Di – Sa 10 – 17 Uhr, So 10 – 18 Uhr.

Spurensuche in einer Zwischenwelt

Die Alpen. Eine europäische Region im Wandel. Sie befindet sich in der geografischen Mitte des Kontinents, gilt aber wirtschaftlich als Randregion. Zeugen ihrer wechselhaften Geschichte sind die vielen verlassenen, verfallenen und zerstörten Bauten, denen man in den Piemonteser  Tälern genauso begegnet wie in der Provence oder im Berchtesgadener Land.

Zauber des Vergänglichen: Die “Lost Places” bilden eine geheime Gegenwelt zu unserer getakteten, von rechten Winkeln und Algorithmen, von Vorschriften und Verboten dominierten Welt, die alles Unsichere, Mystische ausblendet.

Als Zeitreisender ohne unsere Welt zu verlassen hat sich Stefan Hefele auf diese Zwischenwelt eingelassen. Er porträtiert sie wie ein Maler und fängt viel Atmosphärisches ein. Das ist Kunst – Fotokunst. “Sind es nicht die Gegensätze, die das Leben erst lebenswert machen?” fragt er und richtet seinen Fokus nicht nur auf Gebäude, sondern auch auf Wege und Straßen. Einst führten sie als Lebensadern zu Villen, Fabriken, Sportstätten und Bauernhäusern. Jetzt enden sie im Nirgendwo.

Welche Geschichten sind mit den “Lost Places” verbunden? Warum wurden sie aufgegeben und dem Zerfall überlassen? Das Buch “Geisterhäuser” ist eine Einladung, einigen dieser Geheimnisse nachzuspüren. Im Anhang finden sich detaillierte Anreisebeschreibungen. Die Autoren Stefan Hefele und Eugen E. Hüsler weisen  ausdrücklich darauf hin, dass Besucher der beschriebenen Orte  keinen Hausfriedensbruch begehen.

Stefan Hefele, Eugen E. Hüsler: Geisterhäuser. Verlassene Orte in den Alpen, Bruckmann Verlag GmbH, München 2018. 49,99 Euro.

 

 

Unterirdisches Erlebnis

Unweit des Ebertplatzes, wo sich Ende des 19. Jahrhunderts ein Weingut befand, entsteht etwas Neues. Wo auf 2.000 unterirdischen Quadratmetern einst die Rebsäfte des Winzers Engels lagerten, wird Wein bald wieder eine Rolle spielen. Ein erster Einblick in den Gewölbekeller verheißt Genuss.

In der Kölner Winebank werden Freunde des guten Tropfens aufeinandertreffen, trinken und die Schätze aus ihren Schließfächern miteinander teilen. Oder sie lernen an der Tasting-Bar neue Weinsorten kennen. Regelmäßige kulinarische Events erhöhen den Reiz der Mitgliedschaft im Club der Weinliebhaber, wie Winebank-Managerin Claudia Stern verspricht. Beim ersten Event an diesem magischen Ort servierten Olivenbauer Bastian Jordan (rechts) und Sommelier Antonius Askitis (links) Geschmackskompositionen aus verschiedenen Olivensorten und Weinen griechischen Ursprungs.

 

Ein Ort, zwei Künstler

Das Essener Museum Folkwang ist immer einen Besuch wert, zurzeit gleich doppelt. Würden diese beiden Künstler sich mögen, wenn ihre Schaffensperiode gleichzeitig stattfände? Diese Frage habe ich mir heute beim Besuch des Hauses gestellt.

Seit heute wird im Museum Folkwang Edvard Munchs Gemälde „Die Mädchen auf der Brücke“ gezeigt. Die Leihgabe aus dem Munch Museum in Oslo steht im Zentrum der Kabinett-Ausstellung „Edvard Munch. Sehnsucht und Erwartung“. Gezeigt wird das Werk gemeinsam mit drei Gemälden sowie einer Auswahl von 17 grafischen Arbeiten Munchs aus der Sammlung des Museum Folkwang. Für die Sammlungspräsentation wurden Werke ausgewählt, die unterschiedliche seelische Empfindungen thematisieren.

MFolkwang_Edvard_Munch_Die_Maedchen_auf_der_Bruecke_1927_OSLO_150

Munch widmete sich wie kein zweiter Künstler seiner Zeit den Nöten und Sehnsüchten, Sorgen und Erwartungen des Menschen. Die ausgestellten Werke zeigen einsame Menschen, die des Nachts in ihrem Zimmer wachen oder melancholisch am Meeresufer sitzen. Andere Arbeiten stellen Paare dar, die sich endlich gefunden haben. Das Gemälde „Die Mädchen auf der Brücke“ entstand 1927 und zeigt drei wartende Mädchen auf dem Landungssteg des Badeorts Åsgårdstrand am Oslofjord. Es ist bis zum 22. April zu Gast in Essen.

Provozierende Aussagen

Als Edvard Munch starb, war Klaus Staeck sechs Jahre alt, und eine Karriere als Künstler lag noch in weiter Ferne. Zunächst wohl auch außerhalb seiner Lebensplanung, denn der 1938 in Pulsnitz bei Dresden geborene politische Aktivist schloss zunächst ein Jurastudium in Heidelberg ab. Das Museum Folkwang würdigt ihn im Jahr seines 80. Geburtstags mit einer seiner größten Einzelausstellungen überhaupt.

Die Ausstellung „Klaus Staeck. Sand fürs Getriebe“ zeigt rund 200 der bekanntesten Plakate, Postkarten und Multiples und gibt erstmals einen umfangreichen Überblick über die frühe Druckgrafik des Plakatgestalters.

Staecks Kunst ist seit den 1960er Jahren nicht vom aktuellen Zeitgeschehen zu trennen und ist Ausdrucksform seiner politischen Ansichten. Mit fast jedem Entwurf enthüllt Staeck einen Missstand und regt damit zum Nachdenken über Gesellschaft, Kunst und Politik an. Mit seinen Plakaten hat Klaus Staeck eine Wirkung erzielt wie kaum ein anderer vor ihm. Seine Art der Satire brachte ihm bis heute 41 Gerichtsprozesse ein, von denen er keinen verlor.

Klaus Staecks mehr als fünf Jahrzehnte umfassendes Werk gibt Einblicke in den technischen Entwicklungsprozess der Plakatproduktion im vordigitalen Zeitalter. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Staecks Abkehr von der künstlerischen Auseinandersetzung mit Druckgrafik und seiner Hinwendung zum Plakat. „Sand fürs Getriebe“ wird noch bis zum 8. April gezeigt.

Fotos (2): Museum Folkwang

Maritime Träume erwünscht

Die Sehnsucht nach einem Leben auf Schiffsplanken und an reizvollen Marinas, vor wechselnden Kulissen und Panoramen zieht jährlich mehr als 100.000 Menschen zur BOOT. Diesmal meldete die Düsseldorfer Messe bereits am ersten Wochenende 60.000 Besucher.

Sehen möchten wir sie alle, die Großyachten mit ihren Luxusausstattungen. Die Halle 6 ist ein Ort zum Staunen. Man schaut zu diesen gigantischen Schiffen auf, bei den meisten ist das Betreten einem handverlesenen potenziellen Kundenkreis vorbehalten. Wer mag das sein? Trifft man Menschen, die Millionenbeträge für ein schwimmendes Domizil ausgeben, tatsächlich hier auf der Messe?

Wir begegnen Freizeitkapitänen jeder Art – vom (Kyte-)Surfer bis zum Einhandsegler, vom Kanuten bis zum Rennbootpiloten, vom Optimisten bis zum Hochseesegler. Sie alle kommen auf der BOOT auf ihre Kosten, sowohl was das Angebot betrifft, als auch die Möglichkeiten des Ausprobierens.

Drumherum spielen auch andere Freizeitaktivitäten eine Rolle: (Ab-)Tauchen kann man ebenso wie Wellenreiten und erste Paddelingversuche wagen – oder sich eine Angel kaufen.

Selbstverständlich ist auch das maritime Zubehör, von der angesagten (Sport-) Kleidung, der Bootsausrüstung und -einrichtung bis hin zu Segeln, Masten und Motoren. Und wer von all dem so gar keine Ahnung hat, dem machen Charterbootanbieter und Reiseveranstalter das Leben beziehungsweise einen Urlaub auf dem Wasser schmackhaft – zuweilen auch mit leckeren Häppchen aus dem Meer.

Fotos (11): Messe Düsseldorf/Boot 2018

Verhängnisvolle Fehler

Die Hauptreisezeit des Jahres ist vorbei. Da kann man es wagen, ein Buch vorzustellen, das bei Zartbesaiteten durchaus geeignet ist, Flugangst zu wecken, sich für Flugbegeisterte hingegen als ideales Weihnachtsgeschenk erweisen dürfte. Es handelt sich um „Pilotenfehler“ von Jean-Pierre Otelli, den fünften Band der Serie „Erreurs de Pilotage“. Es ist der erste Band in deutscher Übersetzung. In seiner Muttersprache ist der fleißige Schreiber bereits bei Band elf angekommen.

Im Vorwort des vorliegenden Buches äußert der Autor die Vermutung, dass er gerade für dieses scharf kritisiert werde. Denn es enthält das Absturzprotokoll des A330-Fluges von Rio nach Paris am 1. Juni 2009. Dieses zunächst unerklärliche Unglück hat viele Gemüter bewegt und Anlass zu diversen Verschwörungstheorien gegeben, bis die Ursache „Pilotenfehler“ feststand.

So ist es mit allen von Otelli geschilderten und aufgearbeiteten Abstürzen. Der selbst überaus erfahrene Pilot weist anhand der jeweiligen Protokolle zweifelsfrei nach, dass nicht die Technik sondern der Mensch im Cockpit versagt hat. Dennoch leitet er daraus keine Schuldzuweisungen ab. Denn das, was in Cockpits tagtäglich geschieht und in den beschriebenen Fällen geschehen ist, sind kleine Unaufmerksamkeiten oder Nachlässigkeiten, die jedem bei der Arbeit unterlaufen können. Sie lassen sich in der Regel auch am Arbeitsplatz Cockpit ausgleichen, ohne dass je jemand davon erfährt. Denn moderne Flugzeuge sind sicher, leicht zu steuern und verzeihen fast alle Fehler: „Das führt dazu, dass sich die Ausbildungsmethoden geändert haben“, schreibt Otelli, sie seien heute sehr viel weniger komplex, aber „es wäre Zeitverschwendung, heute Kosmografie zu studieren, wo doch das Flugzeug seine Route genau kennt und niemanden für die Navigation benötigt. Das Problem ist nur, dass einige Piloten deshalb unter bestimmten Voraussetzungen schon durch eine kleine Panne verunsichert werden können, über die die Veteranen nur müde lächeln würden.“

Kommt es zu einem Unglück, dann neigen Fluggesellschaften dazu, die Fehler in der Technik zu suchen – und Untersuchungsergebnisse so lange wie möglich zurückzuhalten. So hat die ganze Welt zwei Jahre lang gerätselt, was mit dem Flug AF 447 von Rio nach Paris über dem Atlantik passiert sein könnte – Raum für Verschwörungstheorien verschiedenster Art. „Das Problem ist, dass ein Airbus ein unglaublich gutmütiges Flugzeug ist“, schreibt Otelli. Hätte den Piloten die Kenntnis der Konstellationen am Sternenhimmel womöglich geholfen, ihre Fehler zu korrigieren?

Der Rio-Paris-Absturz wird in die Annalen der Luftfahrt eingehen. Er wirft aber auch Fragen in Bezug auf die moderne Flugsicherheit und die Schulung der Piloten auf. Gut, dass sie wenigstens einer stellt!

Jean-Pierre Otelli: Pilotenfehler 5, Éditions JPO, 2017, ISBN: 9782373010602

Warschau im Schnelldurchgang

Ein kurzes, aber randvolles Wochenende verbrachte eine Gruppe von (Handwerks-)Journalisten in Warschau. Für die meisten war es der erste Besuch in der Stadt, deshalb war die dreistündige Wanderung auf dem “Königsweg” ein Muss.

Neben der Geschichte spielte für uns natürlich auch die Politik eine Rolle. Unsere Gesprächspartnerinnen Monika und Agnes sprachen sowohl die aktuellen Entwicklungen an als auch deren Parallelen zu längst überwunden geglaubten historischen Vorbildern.

Warschau ist ein Hort der Geschichte und Architektur. Der Kulturpalast ist das Wahrzeichen der Stadt und mit 237 Metern Polens höchstes Gebäude. Er wurde in nur drei Jahren (1952 bis 1955) gebaut und war ein Geschenk der Sowjetunion. Von seiner Aussichtsplattform genießt man einen herrlichen Rundblick über die Stadt, und die Hochhäuser des Bankenviertels wirken viel kleiner, als sie von der Straße aus betrachtet scheinen. Das moderne Wahrzeichen der Stadt steht auf der anderen Seite der Weichsel: das Nationalstadion. Es wurde zur Fußball-Europameisterschaft 2012 errichtet und wird heute als Zentrum für sportliche Freizeitangebote genutzt.

Nicht nur architektonisch, vielmehr auch der Aufbereitung seines Inhalts wegen, ist der Besuch im POLIN ein Muss. Das Museum der Geschichte der polnischen Juden ist erst 2015 fertiggestellt und jüngst mit dem Award “Bestes Museum der Welt 2016” ausgezeichnet worden. Es hat seinen Platz genau dort gefunden, wo einst das grausamste Kapitel der jüdischen Geschichte in Warschau geschrieben wurde, gegenüber dem Denkmal der Helden des Ghettos. Hier streift uns auch die deutsche Ostpolitik. Eine Bronzetafel am Denkmal erinnert an Willy Brandts Kniefall am 7. Dezember 1970.

Nicht nur im Sommer spielt Chopin in Warschau eine große Rolle. Einige seiner bekanntesten Stücke erklingen auf Knopfdruck aus Marmorbänken , die in der Stadt verteilt sind. Und jeden Abend gibt es mindestens ein Chopin-Konzert in der Stadt. Wir waren im Schloss, wo die Jungpianistin Katarzyna Kzaszewska innerhalb von 60 Minuten durch elf Stücke fegte. Auf dem Rynek erklang hingegen Popmusik der 70er Jahre: Es spielten die “Rolling Stones”, allerdings fest angeleint.

Kulinarisch kommt man in Warschau natürlich auch auf seine Kosten, da muss man nicht lange suchen. Einige von uns verbrachten ihre Freizeit gerne mit einer heißen Schokolade im Café Wedel. Auch die Pieroggen fanden Zuspruch. Mein persönliches Highlight: Fidel’s Star im Restaurant “Pod Czerwonym Wiprzim”. Für das berühmte Café Blikle und einen Besuch bei der Sterneköchin Magda Gessler reichte diesmal die Zeit nicht. Aber für den letzten Wodka des Tages in der Hotelbar des “Polonia Palace” immer.

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Fotos: Hans-Jürgen Basdorf, Christoph Lütgert, Ute Maciejok, Beate Schmies, Andrea Wolter

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