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Der Garten der Künstlerin

Das Thema stand schon lange fest. Aber nun hat es eine neue Bedeutung bekommen. Die Wertschätzung des Gartens, der Natur an sich, hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie verändert. Deshalb spiegelt “Der Garten der Künstlerin” so der Titel der GEDOK-Jahresausstellung im Stadtmuseum Siegburg den Zeitgeist wider wie nie zuvor.

“Kultur ist Nahrung für die Seele”, sagte die Vorsitzende der GEDOK Bonn, Dr. Clotilde Lafont-König , bei der Ausstellungseröffnung, die aufgrund des eingeschränkten Museumszugangs diesmal ohne öffentliche Vernissage stattfinden musste – aber nicht, ohne die Arbeiten der 20 ausstellenden Künstlerinnen gebührend zu würdigen. Das besorgte wie gewohnt die Kunstexpertin und Journalistin Antje Soléau – aus eigenem Wunsch zum letzten Mal. Sie näherte sich dem Thema “Der Garten der Künstlerin” mit einem Zitat von Hermann Fürst von Pückler-Muskau: „Wenn der Park eine zusammengezogene idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehnte Wohnung.“

Die Künstlerinnen haben sich in ihren Arbeiten der Natur individuell mit ihren unterschiedlichen Arbeitsmaterialien und herangehensweisen genähert – von handgeschöpftem Papier, Fantasien in Textil über Schmuck und Mixed Media bis hin zur Keramik. Da sind beispielsweise die “Diaries of Nature” von Christiane Rücker, vier Bücher, die den Jahreszeiten zugeordnet werden können. Gleichzeitig versinnbildlichen sie den Weg vom Baum zum Werkstoff Papier.

Die Gärten der Textilkünstlerinnen gestalten sich nicht nur durch das andere Material bedingt anders.  So hat Regina Thorne das Cambium einer Palme bestickt und mit einer Olivine verziert. Die von Angela Mainz geklöppelten Kragen aus japanischem Papiergarn lassen den Kopf der Trägerin wie eine Blüte wirken, der über der Realität schwebt.

Sabine Störring, eigentlich Textilkünstlerin, hat sich dem Thema Garten mit Schmuck genähert. So ziert den Fingerring ein winziger goldener Frosch, der sprungbereit an einem aus einer Glasscherbe geformten Teich sitzt.

Die Keramikkünstlerin Naomi Akimoto stammt ursprünglich aus Japan und nahezu selbstverständlich sind ihre Arbeiten stark von der heimatlichen Zen-Kultur beeinflusst. Ihrer Wandinstallation hat sie den Titel „Vermehrung“ gegeben.

Auch für Sabine Puschmann-Diegel ist der Garten der Ort der Inspiration.  Es sind ihre vielen Reisen rund um den Erdball und die Begegnungen mit dem lauten, kontrastreichen Leben auf den Straßen – versinnbildlicht durch Fräulein Schmitz und ihren Freundinnen.

Über den Gärten wacht schließlich der Paradiesengel von Ingeborg Mayr. Sie hat ihm noch einen Spruch von Luciano De Crescenzo mit auf den Weg gegeben: „Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.“ Genau das hätten die Künstlerinnen mit Antje Soléau, der ihr Abschied als Werkeinführerin sichtlich schwer fiel, sicher gerne getan. Aber der “Corona-Abstand” musste natürlich auch im Stadtmuseum Siegburg eingehalten werden.

Die Ausstellung “Der Garten der Künstlerin” ist noch bis zum 26. Juli 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: Di – Sa 10 – 17 Uhr, So 10 – 18 Uhr.

Kleine Welt aus Blech

Bis unsere Kinderzimmer von Plastik überschwemmt wurden, waren Stabilbaukästen der Renner. Spielzeug aus Metall ist wie kein anderes mit dem Industriezeitalter verbunden. Einer, der Zeit seines Lebens davon fasziniert war, ist der Kölner Jürgen Griebel. Seiner Sammlung verhilft das LVR-Industriemuseum in Solingen zu öffentlicher Beachtung. Dort kann man jetzt “Die Welt im Kleinen” betrachten.

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Foto: LVR-Industriemuseum

Metallbaukästen kamen als Spielzeug für kleine Architekten, Baumeister und andere damals ausschließlich der männlichen Domäne zuzuordnende Berufe Ende des 19. Jahrhunderts auf. Jürgen Griebel bekam sein erstes Bauset 1934 von seinem Großvater geschenkt. 1960 erwachte die leidenschaft aufs Neue und wurde nach und nach zum Lebensinhalt des Frühpensionärs. Als “Fließerlebnis” bezeichnet Museumsdirektor Dr. Jochem Putsch die Beschäftigung mit Bauplänen und Konstruktionsaufbau. Die Baukästen spielten eine wichtige Rolle in der Erziehung, da sie die Kinder in die Welt der Technik einführten. Zur Umstellung von Kriegs auf Friedenswirtschaft nach 1945 wurden Metallbetriebe von den Besatzern nahezu genötigt, Spielzeug herzustellen. So erlebten die Metallbaukästen bis in die 1960er-Jahre hinein  noch einmal einen Höhenflug, bevor mit Lego (ab 1958 auf dem deutschen Markt) und anderen Herstellern von (Steck-)Bausystemen aus Kunststoff der Niedergang des Bastelns mit Blech-Lochstreifen und Schrauben begann.

Dennoch dürfte es angesichts der kleinen und großen Werke aus Schrauben, Muttern, Rädern und Achsen wie Riesenrad, Eiffelturm und Müngstener Brücke so manchen Besucher in den Fingern jucken, entsprechend kreativ zu werden. “Nicht nur Kinder vergessen die Welt im Spiel. Auch Erwachsene kennen den ‘Flow’, das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit, die verbunden mit absoluter Konzentration in Einklang von Anforderung und Fähigkeit in scheinbarer Mühelosigkeit erfolgt und Glücksgefühle auslöst.” So steht es auf einer Tafel in dem Bereich der Ausstellung, der zum Mitmachen mit verschiedenen Baumaterialien einlädt.

Die Welt im Kleinen, LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs, Merscheider Str. 289-297, 42699 Solingen

Weitere Informationen unter www.industriemuseum.lvr.de