Konzentrische Kreise im Ackerboden geben Rätsel auf

Es ist nicht Stonehenge, aber ebenfalls sehr alt und ein bisschen geheimnisvoll: Bei Swisttal-Ollheim im Rhein-Sieg-Kreis haben die Archäologinnen und Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Ackerboden drei kreisförmig angelegte Gräben entdeckt. Die genaue Funktion und vor allem die Datierung dieser im Außendurchmesser etwa 65 Meter großen Anlage ist noch unklar. Fest steht aber schon jetzt: Für das Rheinland ist ein solcher Fund einzigartig.

Ollheim ist ein beschaulicher kleiner Ort mit nicht einmal 800 Einwohnern, der Pfarrkirche St. Martinus in der Mitte, einem Sportplatz mit Grillstelle, zwei Karnevalsgesellschaften und dem Angelverein „Karpfenfreunde 1996“. Auf den ersten Blick lässt nichts darauf schließen, dass sich am östlichen Ortsrand, in Sichtweite der letzten Häuser und nur nur ein paar Handbreit unter dem Ackerboden eine kleine archäologische Sensation verbirgt: eine sogenannte Kreisgrabenanlage, wohl aus der Jungsteinzeit. Die Anlage besteht aus drei kreisförmig angelegte Gräben, die konzentrisch um einen zentralen Innenbereich herumlaufen. Der äußere Graben hat einen Durchmesser von rund 65 Metern und erstreckt sich auf beiden Seiten des Vershovener Weges.

Derzeit führt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) eine Ausgrabung an diesem besonderen Fundplatz durch, um nähere Erkenntnisse zu gewinnen

Nur ein paar Handbreit unter dem Ackerboden verbirgt sich eine kleine archäologische Sensation: eine Kreisgrabenanlage, wohl aus der Jungsteinzeit. Foto: LVR

Vergleichbare Grabenkonstruktionen sind aus Sachsen-Anhalt, Bayern und vor allem Österreich bekannt. Diese Anlagen variieren in ihrem Aussehen hinsichtlich der Anzahl von Gräben und der Position der Unterbrechungen in den Grabenverläufen. Oftmals gibt es auch noch zusätzlich Palisaden und Wälle. Allen gemeinsam ist allerdings die Kreisform der Gräben. „Über die Funktion dieser Anlagen wird in der Forschung viel diskutiert. Die Vermutungen reichen von Befestigungsanlagen über Kultplätze bis hin zu astronomischen Observatorien“, erläutert Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-ABR. „Über die Anlage in Ollheim wissen wir aber derzeit noch zu wenig, um sie einordnen zu können.“ Die bisher bekannten Fundplätze mit drei Kreisgräben datieren hauptsächlich in die mittlere Jungsteinzeit. Daher ist es naheliegend, dass auch die Anlage bei Ollheim aus dieser Zeit stammt (im Rheinland zirka 4900 bis 4300 vor Christus). „Sicher können wir uns da aber erst sein, wenn wir aussagekräftige Funde in der Hand halten, die eine Datierung erlauben“, so Claßen.

Bereits 2015 wurde die Kreisgrabenanlage in einem Luftbild entdeckt. Aus Flugzeugen aufgenommene Fotos lassen archäologische Strukturen im Boden anhand von Merkmalen im Bewuchs auf Feldern und Wiesen sichtbar werden. Je nachdem, welche Überreste sich im Boden verbergen, wachsen Pflanzen darauf unterschiedlich gut und geben so indirekt ein Abbild der Strukturen im Boden wieder. Auch die drei kreisförmigen Gräben in Ollheim sind auf diese Weise auf der Oberfläche sichtbar. Aufgrund der Luftbilder wurden vor Ort über die Jahre verschiedene zerstörungsfreie Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem wurde eine geomagnetische Prospektion vorgenommen. Bei dieser Methode können mithilfe des Erdmagnetfelds Bodenstrukturen nachgewiesen werden. Auf diese Weise konnten die Gräben aus dem Luftbild bestätigt werden, ohne in den Boden einzugreifen.

Spurensuche: Winzige Überbleibsel wie dieses Scherbenfragment wollen gefunden werden. Sie können Aufschluss geben über das Alter der Anlage. Foto: MS

Doch um die Funktion der Anlage und ihr Alter zu bestimmen, ist es notwendig, eine Ausgrabung vorzunehmen. „Leider ist die Kreisgrabenanlage nicht mehr vollständig erhalten“, erklärt Dr. Jens Berthold, Leiter der zuständigen Außenstelle Overath des LVR-ABR. „Insbesondere in der Mitte der Anlage stören moderne Überbauungen den Befund.“ Die Expertinnen und Experten des LVR sind dennoch optimistisch, genügend Informationen zum Auswerten nach Abschluss der Ausgrabungen zu gewinnen. Für die Wissenschaftler ist klar, dass der Bau der Anlage aufgrund ihrer Größe eine „Gemeinschaftsaktion mit ziemlichem Aufwand und viel Manpower“ gewesen sei. Aus vergleichbaren Anlagen sei bekannt, dass die Menschen damals über Jahrzehnte aus vielen Kilometern Entfernung zu solchen Anlagen gekommen seien. Da es jungsteinzeitliche Funde im direkten Umfeld der Anlage sowie auch im nahen Odendorf und Miel gebe, könnte dies auch bei der Ollheimer Kreisgrabenanlage so gewesen sein.

Das Alter sicher datieren können die Fachleute, wenn es aussagefähige Funde dazu gibt. Bislang sind nur zwei sehr kleine Keramikscherben ohne Verzierung zu Tage gekommen. Mit wachen Sinnen suchen die Archäologen des LVR auch nach unscheinbaren Fundstücken wie etwa Pflanzenresten, denn auch sie können können bei der Datierung weiterhelfen. Keime oder Dungreste wiederum geben Hinweise, ob dort Tiere gehalten wurden. Die Wissenschaftler des LVR sind jedenfalls sicher, die Entstehungszeit der Anlage recht gut bestimmen zu können. Dafür werden im Labor die Untersuchungen auch dann weitergehen, wenn Ende Juli die freigelegten Grabenteilstücke wieder unter dem Ackerboden verschwunden sein werden. Die steinzeitlichen konzentrischen Kreise bei Ollheim werden also die meisten ihrer Geheimnisse weiterhin für sich behalten. Manche davon wohl für immer.

Drei kreisförmige Gräben haben die Menschen der Steinzeit angelegt. Welche Idee mag sie angetrieben haben? Foto: LVR

Der Garten der Künstlerin

Das Thema stand schon lange fest. Aber nun hat es eine neue Bedeutung bekommen. Die Wertschätzung des Gartens, der Natur an sich, hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie verändert. Deshalb spiegelt “Der Garten der Künstlerin” so der Titel der GEDOK-Jahresausstellung im Stadtmuseum Siegburg den Zeitgeist wider wie nie zuvor.

“Kultur ist Nahrung für die Seele”, sagte die Vorsitzende der GEDOK Bonn, Dr. Clotilde Lafont-König , bei der Ausstellungseröffnung, die aufgrund des eingeschränkten Museumszugangs diesmal ohne öffentliche Vernissage stattfinden musste – aber nicht, ohne die Arbeiten der 20 ausstellenden Künstlerinnen gebührend zu würdigen. Das besorgte wie gewohnt die Kunstexpertin und Journalistin Antje Soléau – aus eigenem Wunsch zum letzten Mal. Sie näherte sich dem Thema “Der Garten der Künstlerin” mit einem Zitat von Hermann Fürst von Pückler-Muskau: „Wenn der Park eine zusammengezogene idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehnte Wohnung.“

Die Künstlerinnen haben sich in ihren Arbeiten der Natur individuell mit ihren unterschiedlichen Arbeitsmaterialien und herangehensweisen genähert – von handgeschöpftem Papier, Fantasien in Textil über Schmuck und Mixed Media bis hin zur Keramik. Da sind beispielsweise die “Diaries of Nature” von Christiane Rücker, vier Bücher, die den Jahreszeiten zugeordnet werden können. Gleichzeitig versinnbildlichen sie den Weg vom Baum zum Werkstoff Papier.

Die Gärten der Textilkünstlerinnen gestalten sich nicht nur durch das andere Material bedingt anders.  So hat Regina Thorne das Cambium einer Palme bestickt und mit einer Olivine verziert. Die von Angela Mainz geklöppelten Kragen aus japanischem Papiergarn lassen den Kopf der Trägerin wie eine Blüte wirken, der über der Realität schwebt.

Sabine Störring, eigentlich Textilkünstlerin, hat sich dem Thema Garten mit Schmuck genähert. So ziert den Fingerring ein winziger goldener Frosch, der sprungbereit an einem aus einer Glasscherbe geformten Teich sitzt.

Die Keramikkünstlerin Naomi Akimoto stammt ursprünglich aus Japan und nahezu selbstverständlich sind ihre Arbeiten stark von der heimatlichen Zen-Kultur beeinflusst. Ihrer Wandinstallation hat sie den Titel „Vermehrung“ gegeben.

Auch für Sabine Puschmann-Diegel ist der Garten der Ort der Inspiration.  Es sind ihre vielen Reisen rund um den Erdball und die Begegnungen mit dem lauten, kontrastreichen Leben auf den Straßen – versinnbildlicht durch Fräulein Schmitz und ihren Freundinnen.

Über den Gärten wacht schließlich der Paradiesengel von Ingeborg Mayr. Sie hat ihm noch einen Spruch von Luciano De Crescenzo mit auf den Weg gegeben: „Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.“ Genau das hätten die Künstlerinnen mit Antje Soléau, der ihr Abschied als Werkeinführerin sichtlich schwer fiel, sicher gerne getan. Aber der “Corona-Abstand” musste natürlich auch im Stadtmuseum Siegburg eingehalten werden.

Die Ausstellung “Der Garten der Künstlerin” ist noch bis zum 26. Juli 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: Di – Sa 10 – 17 Uhr, So 10 – 18 Uhr.