Mein Osterprogramm: Museumsbesuche

Langweilig wird es in NRW nie. Unsere Museen lassen sich immer wieder interessante Ausstellungen einfallen. Meine Favoriten und gleichzeitig mein Besuchstipp für die Osterferien sind das Museum Folkwang in Essen und das LVR-Industriemuseum in Ratingen.

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“Schuld und Sühne” von Tomi Ungerer

Tomi Ungerer erlangte Weltruhm als provokativer Grafiker, als genialer Kinderbuchzeichner und scharfzüngiger Autor. Noch bis zum 16. Mai präsentiert das Museum Folkwang über 170 überwiegend unveröffentlichte Collagen, Zeichnungen und Plastiken des Künstlers aus fünf Jahrzehnten.

Tomi Ungerers Rang als Autor und Illustrator gründet auch auf satirischen und gesellschaftskritischen Werken, die sich dezidiert an ein erwachsenes Publikum richten. Seit den 1950er Jahren entstehen Collagen als integraler Bestandteil seines Gesamtwerks. Die Ausstellung “Tomi Ungerer.INCOGNITO” bündelt diesen Aspekt des abwechselnd in Irland und Frankreich lebenden Künstlers. Der größte Teil der Werke war noch nie öffentlich zu sehen und wurde eigens für die Ausstellung aus Ungeres Archiv ausgewählt.

Tomi Ungerer. INCOGNITO, Museum Folkwang, Museumsplatz 1, 45128 Essen.

Ostern an allen Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet, sonst Samstag, Sonntag, Dienstag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag von 10 bis 20 Uhr.

Die Macht der Mode

_0000018“Nie wieder hat es einen Modewandel in dieser Radikalität gegeben wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts”, sagt Claudia Gottfried. Als Kuratorin der Ausstellung „Die Macht der Mode. Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“ in der Textilfabrik Cromford in Ratingen hat sie mehr als 130 Originalkostüme und viele weitere historische Exponate in Szene gesetzt. Sie lassen die Zeit zwischen 1900 und 1930 wieder lebendig werden. Die Klassiker der Mode der 1920er Jahre, der sogenannte ‚Stresemann‘ und Charlestonkleider sind ebenso vertreten, wie die Reformkleider der 1910er Jahre, Sportbekleidung für Frauen und ein ausgefallener Staubmantel für Autofahrerinnen.

Wie aber kam es zu diesem radikalen Wandel? Im Zuge einer rasanten Modernisierung aller Lebensbereiche passten die großen Roben des Kaiserreichs nicht mehr in die modernisierte Welt. Die Schleppkleider verschmutzen schnell und erschwerten beispielsweise den Ein- und Ausstieg in die Straßenbahn, da sich die Röcke in den Rädern und SpeG29__1ichen verfangen konnten. Neue Kleidung und ein neues Bekleidungsschema mussten her und Ideen wurden in den unterschiedlichsten Bereichen entwickelt. Mediziner, Gesundheitsreformer und Vertreterinnen der Frauenbewegung kritisierten schon lange das Korsett als gesundheitsgefährdend. Die Kleiderreform umfasste den Verzicht auf das Korsett und die zahlreichen, schweren Unterröcke. Die Oberbekleidung wurde zweckmäßiger, sachlicher und ließ den Trägerinnen und Trägern mehr Bewegungsfreiheit.

Und dann erschütterte der Erste Weltkrieg die Gesellschaft. Wie bei der Lebensmittelversorgung unterlag auch der gesamte Bereich der Textilien und Kleidung der Kriegswirtschaft, alle Ressourcen wurden für das Militär beschlagnahmt. Der extreme Mangel an Textilien führte zu einem neuen, puristischen Modestil. Auch nach dem Krieg blieb es bei dem sparsamen Einsatz von Stoff in der Modebranche und so avancierte das kleine, kurze Charlestonkleid zu einem modischen „must-have“.

Das LVR-Industriemuseum präsentiert Originalkostüme aus seiner umfangreichen Sammlung zur Geschichte der Mode und Bekleidung. Accessoires, Objekte aus dem Alltag sowie zahlreiche Fotografien ergänzen die Schau. Die Ausstellung zeigt auf, wie die Mode und Kleidung in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts G19_auf die rasanten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen reagierten. Die Mode passte sich der sich wandelnden Gesellschaft an, fand neue Formen für einen vereinfachten Kleidungsstil, der den Anforderungen des modernen Lebens entsprach.

„Die Macht der Mode. Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“,  LVR-Industriemuseum Textilfabrik Cromford, Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr

Karfreitag und Ostermontag geschlossen