Ohne Umsatz kein Vereinslokal

Noch nie in seiner 40-jährigen Geschichte ist der Rheinlandtaler, die höchste Auszeichnung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) für Kulturschaffende, einem Theater verliehen worden. Aber heute war es soweit. Professor Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung, bezeichnete in seiner Laudatio das 1987 gegründete Pantheon als „Sprachrohr der satirischen Opposition schlechthin“ und hob seine Verdienste um „die Definition, Schärfung und Vermittlung rheinischen Wesens, rheinischer Lebensart und rheinischer Identität“ hervor. „Ein Rheinland ohne das Pantheon ist undenkbar, ein Bonn ohne Pantheon erst recht“, sagte Wilhelm. Das scheint die Bonner Stadtspitze anders zu sehen, denn im Gegensatz zu den angrenzenden Landkreisen hatte sie keinen Repräsentanten zu dieser Preisverleihung entsandt.
Wie zuvor der Vorsitzende des Kulturförderkreises Pantheon e.V., Professor Dr. Heinz Günter Horn, ging auch der Laudator auf das Ende des Pantheon-Domizils am Bundeskanzlerplatz im Laufe des Jahres 2016 und die schwierige Suche nach einer neuen Spielstätte ein. Die plastischste Schilderung dieser Verwaltungsposse lieferte jedoch Rainer Pause – nicht als Chef und Gründer des Pantheon Theaters, sondern als Alterspräsident des fiktiven Heimatvereins Rhenania. Unter der launigen Überschrift „Ohne Umsatz kein Vereinslokal“ schilderte er die Suche nach einem neuen Standort und zeigte sich verwundert über die ablehnende Begründung im Beethoven-Forum, das kabarettistische Wirken dort werde als „Behinderung der Entwicklung der klassischen Musik in Bonn“ gesehen. Nun also der schmerzliche Schritt über den Rhein nach Beuel in die Backsteinhalle. Symbolisch reichte Litzmann der einzigen Beuelerin im Saal, die sich als solche zu erkennen gegeben hatte, die Hand. Eine überraschende Geste für jemanden, der bislang „bestenfalls zum Sterben“ auf das andere Rheinufer übersiedeln wollte.
Die launige Rheinlandtaler-Verleihung, eingebettet in den Neujahrsempfang des Kulturförderkreises, endete versöhnlich mit der Europa-Hymne, in deren Vortrag Norbert Alich, Stephan Ohm und Rainer Pause – rappend! – ihr ganzes bewährtes Können legten.